Briefe by Gertrud Kolmar Johanna Woltmann

Autor:Gertrud Kolmar Johanna Woltmann
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Wallstein Verlag
veröffentlicht: 2014-02-19T16:00:00+00:00

[90]

[27. April 1942]

D. 27.IV.42.

Liebe Hilde,

Diese paar Zeilen sind für Dich und das »Ungeheuer« zugleich bestimmt; denn ich habe ja inzwischen von Euch beiden Post erhalten: Deinen Brief, das Wiesenblumenbild und Bieneleins Karte. Zunächst schönen Dank! Deine Frühlingsmalerei in dem Briefe hat mir Heimweh gemacht, nach Finkenkrug, nach irgendeinem Fleck Erde, den kein Pflaster deckt … Die Examensbeschreibung aber hat mich an die Schule von Frl. Schmidt in Westend erinnert. Wenn Frl. Sch. Geburtstag hatte, kamen wir gut angezogen mit Blumensträußen in die Klasse, und wenn wir auf unseren Bänken saßen, wurde eine große Schüssel mit bunten Tortenstückchen herumgereicht … Gelegentlich fanden auch Vorführungen für die geladenen Eltern statt; ich entsinne mich eines kleinen Konversationsstücks in franz. Sprache »Les Fleurs«, bei dem die Kinder die künstliche Blume trugen, die sie darstellen sollten; ich war »le nénuphare«, die Seerose. Ich habe diese Blume später immer sehr gern gehabt; sie ist geheimnisvoll … Ich hoffe, am kommenden Sonntag Zeit zu einem Briefe zu finden. Bis dahin von uns zweien an Euch zwei viele herzliche Grüße!

Trude.

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